Herr Bundespräsident: Ziehen Sie die Schirmherrschaft für die Invictus-Games zurück!
„Die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE (BT-Drs. 20/7785) offenbart noch deutlicher als bisher angenommen, wie skandalös die im September 2023 in Düsseldorf stattfindenden Invictus-Games tatsächlich sind. Hierfür trägt die Bundesregierung, vor allem ihr Verteidigungsminister Pistorius (SPD), die politische Verantwortung. Dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier kann ich nur empfehlen, die Schirmherrschaft für dieses militärsportliche Spektakel zurückzuziehen“, erklärt der sportpolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Bundestag, André Hahn. Hahn weiter:
„Rund 40 Millionen Euro an Kosten sowie die Arbeitsleistung von ca. 900 Personen, zum Teil über Monate bzw. Jahre, steckt das Verteidigungsministerium in diese höchst fragwürdigen Invictus-Games. Im Mittelpunkt stehen offensichtlich nicht die über 1.100 Bundeswehrangehörigen, die am Hindukusch und in weiteren Auslandseinsätzen dauerhafte Schädigungen erlitten, sondern ein Prinz Harry, der sich in seinen Memoiren damit brüstet, als Soldat im Krieg in Afghanistan 25 Menschen getötet zu haben. Allein für seinen Empfang in Düsseldorf am 6. September 2022 unter dem Motto ‚One Year to go‘ zahlte der Bund 281.000 Euro!
So sehr es zu begrüßen ist, dass Geld aus dem Verteidigungsetat einmal nicht in Waffen und Munition fließt, so sehr ist der Sonderstatus zu kritisieren, den sich die Bundeswehr für diese neuerliche Imagekampagne genehmigt. Was hier für gerade mal 21 teilnehmende Nationen, darunter nicht mal die Hälfte der NATO-Staaten, und die rund 500 Teilnehmenden, davon lediglich 37 deutsche Sportlerinnen und Sportler, pro Kopf an Fördersumme fließt, finanziert die Bundesregierung in keinem anderen Bereich des Sports.
Es fehlt an Geld für den Reha-Sport ebenso wie für den Schulsport und Schwimmunterricht, für den Breiten- und Spitzensport für Menschen mit und ohne Behinderungen, und für 2024 plant die Ampelkoalition sogar weitere Etatkürzungen. Auch deshalb halte ich die Verschleuderung von über 40 Millionen Euro an Steuergeldern für nicht ansatzweise vermittelbar. Es ist auch nicht hinnehmbar, dass die Bundeswehr diese Gelegenheit als erweiterte Bühne für den Kontakt in die Öffentlichkeit nutzt, der ohnehin überwiegend mit Anwerbeversuchen einhergeht.
Bemerkenswert sind auch einige weitere Antworten auf gestellte Fragen in der Kleinen Anfrage der Fraktion. So weiß die Bundesregierung angeblich nicht, wie viele der 37 Teilnehmenden aus Deutschland ihre Schädigungen durch einen militärischen Auslandseinsatz erlangten, ob Teilnehmende aus anderen Staaten an völkerrechtswidrigen Kriegen beteiligt waren oder was im Memorandum of Understanding zwischen der Internationalen Militärsportvereinigung CISM und dem Organisator der Invictus-Games vereinbart wurde.
Auch die Antwort auf Frage 14 zu den Positionen der CISM zum Krieg Russlands gegen die Ukraine sind angesichts der vehementen Kritik gegenüber dem IOC und den Forderungen der Bundesregierung zum Ausschluss aller Sportlerinnen und Sportlern aus Russland und Belarus von sämtlichen internationalen Sportveranstaltungen zumindest bemerkenswert.“