Zu Gast bei den kleinen Tänzern von Děčín-Boletice
Seit vielen Jahren pflegt der Pirnaer Sozialdemokrat Klaus Fiedler Kontakt zum Roma-Zentrum Děčín. Gemeinsam mit André Hahn fuhr er am 29. Mai in unsere tschechische Nachbarstadt — es war der erste Besuch eines Abgeordneten des Deutschen Bundestages in diesem Zentrum. Es sei ihm ein Bedürfnis, hier zu sein, sagte André Hahn und erinnert an die Verantwortung Deutschlands gegenüber Sinti und Roma aus der deutschen Geschichte heraus und angesichts der Tatsache, dass Roma auch heute noch in der Welt marginalisiert, ausgegrenzt oder verfolgt werden.
Herzlich empfing uns der Vorsitzende des sozialen Roma-Vereins Indigo Děčín Miroslav Grajcar, der zugleich dieses Roma-Zentrum „Kamerad“ Děčín-Boletice leitet. Von ihm ging das unermüdliche Engagement für die Einrichtung dieses Zentrums aus. 1995/96 wurden die Roma aus einem anderen Stadtteil Děčíns hierher umgesiedelt. Es fehlten auch Spielplätze und Treffpunkte für die ohnehin sozial benachteiligten ca. 700 Familien. 2003/04 entstand das Roma-Zentrum in einem grauen Mehrzweckbau, von innen liebevoll hergerichtet und gut ausgestattet. „Niemand wollte damals mit uns reden oder uns helfen“, schildert Grajcar die damalige Zeit. Der sächsische SPD-Landtagsabgeordnete Prof. Wolfgang Marcus war es, der mit einem Anfangsbudget von 4000 Euro Unterstützung gegen alle Widerstände organisierte.
Die Kinder, die hier ihre Freizeit verbringen, werden heute durch eine Vielzahl gut geschulter Sozialpädagog_innen betreut und gefördert, es läuft ein dreijähriges Projekt. Das Zentrum besitzt die höchste Stufe als sozialer Träger. Während staatliche Einrichtungen Gebühren verlangen, die nicht für alle hier erschwinglich wären, ist der Aufenthalt für die Kinder hier kostenlos.
Es sind liebe, muntere Kinder, die wir hier treffen. Die Stärken dieser Kinder liegen im musischen, sportlichen und künstlerischen Bereich. Davon zeugt auch die stolze Pokalsammlung – errungen bei Tanzwettbewerben.
Was wir hier erleben und uns rührt, lässt sich nicht mehr mit den bedrückenden früheren Begegnungen mit der Roma-Minderheit vergleichen. Hier ist inzwischen viel passiert, auch dank der Fördermittel aus der EU. Die Wohngegend, wo sich das Zentrum befindet, macht einen freundlichen Eindruck. Die Familien werden sozial betreut. Es gibt ein verpflichtendes Vorschuljahr. Die Roma-Kinder lernen gemeinsam mit tschechischen Altersgenoss_innen in einer Schule. Besuchen Kinder die Schule nicht, wird die Sozialhilfe gekürzt.
Auf Nachfrage André Hahns bestätigt Herr Grajcar, dass die Elternbeteiligung das größte Problem sei. Die Eltern kämen zu Kulturaktivitäten und wenn es Probleme in der Schule gibt, aber sonst, – es könnte besser sein. So ähnlich wie bei uns, stellen wir fest. Eigentlich sind sich die Probleme überall sehr ähnlich.
Zum Abschied versprach André Hahn wiederzukommen, und er übergab neben Bastelutensilien noch einen Fußball. Ein großes Danke gab es auch an die Bundestagsfraktion der LINKEN, die für ein Kinderfest 500 Euro spendete.
(Text: Anja Oehm)