Special Olympics World Games in Berlin austragen!

DIE LINKE unterstützt die Bewerbung der Special Olympics Deutschland (SOD), die Weltspiele für Menschen mit geistiger Behinderung 2023 in Berlin auszurichten. Dies wäre ein wichtiger Beitrag für die Sportbewegung in Deutschland und vor allem ein klares Bekenntnis für das Recht von Menschen mit geistigen bzw. kognitiven Behinderungen auf volle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, so Hahn. Denn nach wie vor könnten Menschen mit Behinderungen nicht gleichberechtigt am Breitensport teilhaben, weil es in vielen Bereichen an geeigneten Rahmenbedingungen fehle.


Rede im Wortlaut:

Rede Dr. André Hahn im Plenum am 08.11.2018 zum TOP 19, Antrag der FDP „Unterstützung der Bewerbung von Special Olympics Deutschland um die World Games 2023“, Drs. 19/5219

(Anrede)

Ich habe für meine Fraktion in der Sportausschusssitzung am 27. Juni 2018 erklärt, dass DIE LINKE die Bewerbung von Special Olympics Deutschland um die World Games 2023 unterstützt, und ich möchte dies auch hier nochmal bekräftigen: Wir würden es sehr begrüßen, wenn die übernächsten Weltspiele der Special Olympics in Berlin stattfinden würden. Dies wäre ein wichtiger Beitrag für die Sportbewegung in Deutschland und vor allem ein klares Bekenntnis für das Recht von Menschen mit geistigen bzw. kognitiven Behinderungen auf volle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention, wozu der Sport nun mal gehört.

Und es wäre auch eine Anerkennung für Special Olympics Deutschland mit seinen 1.110 Mitgliedsorganisationen, mit den 40.000 Athletinnen und Athleten, den vielen Trainern, Betreuern, Volunteers, den Familienmitgliedern und anderen ehrenamtlichen Helfern sowie den seit vielen Jahren treuen Sponsoren für die geleistete Arbeit. Ob bei den nationalen Spielen oder den Sportfesten in Sachsen, die ich besucht habe – es ist schon beeindruckend, mit welcher Begeisterung und teilweise auch unter welchen Mühen hier Sport und Gemeinschaftssinn organisiert werden. In diesem Zusammenhang möchte ich auch gern von dieser Stelle der vor kurzem neu gewählten Vorsitzenden des Sächsischen Landesverbandes von Special Olympics, meiner ehemaligen Landtags-Kollegin Kerstin Lauterbach, ganz herzlich gratulieren.

In der eben erwähnten – leider wieder einmal nichtöffentlichen – Sitzung des Sportausschusses des Bundestages am 27. Juni stellten die Vertreter von Special Olympics Deutschland in überzeugender Weise ihr Konzept für die Ausrichtung der Weltspiele vor und erhielten die Zustimmung aller Fraktionen. Auch der Sportausschuss im Berliner Abgeordnetenhaus hat sich in seiner öffentlichen Sitzung am 14. September 2018 ausführlich mit dem Konzept befasst und im Ergebnis mit den Stimmen aller Fraktionen für die Bewerbung gestimmt.

Insofern ist es gut, dass wir heute, sechs Tage bevor Special Olympics International die Entscheidung für die Vergabe der Weltspiele 2023 fällt, noch einmal ein deutliches Signal aus dem Bundestag senden.

Allerdings ärgert mich schon, dass es nicht wie verabredet zu einer überfraktionellen Initiative kam, sondern hier die FDP einen Alleingang machte. Und dann ist dieser eine Seite umfassende Antrag auch noch schlecht gemacht. Da steht zum Beispiel nicht mal drin, dass die Spiele in Berlin stattfinden sollen. Und man sollte schon mal überlegen, wann man das Wort „Inklusion“ verwendet und wann es eben nicht passt. Schließlich vermisse ich eine klare Aussage zur finanziellen Beteiligung durch den Bund.

Es gibt einen sehr detaillierten Finanzplan, der vorsieht, dass sich der Bund und das Land Berlin mit jeweils rund 35 Millionen Euro beteiligen. Ich halte das für gut angelegtes Geld, erst recht, wenn man auch die langfristigen Wirkungen für den Behindertensport und für Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Leben in der Gesellschaft in allen Bereichen berücksichtigt.

Unstrittig ist, dass wir hier noch eine Menge zu tun haben. Unübersehbar und von den LINKEN immer wieder im Bundestag thematisiert ist die deutliche Schlechterstellung des paralympischen Spitzensports im Vergleich zum olympischen Spitzensport durch den Bund. Aber es gibt auch Zahlen aus dem Breitensport, die zeigen, wo wir in Deutschland stehen: Laut dem Teilhabebericht der Bundesregierung über die Lebenslagen von Menschen mit Behinderungen sind 81 Prozent der Menschen ohne Behinderungen in der Altersgruppe 18 bis 29 Jahre sportlich aktiv. Bei Menschen mit Behinderungen sind es nur 33 Prozent und bei Menschen mit geistiger Behinderung sogar nur ca. 6 bis 7 Prozent. Das hat kaum etwas mit der Einstellung der einzelnen Personen zu Sport zu tun, sondern vor allem mit den bestehenden Rahmenbedingungen. Es fehlen barrierefreie Sportstätten, entsprechende Angebote in Sportvereinen und auch in den Schulen, es fehlen geeignete Trainerinnen und Trainer, passende Sportgeräte und auch das Geld für notwendige Assistenzleistungen.

Abschließend möchte ich hier Mark Solomeyer, den Nationalen Athletensprecher und Vizepräsident von Special Olympics Deutschland zu Wort kommen lassen. Er schrieb in dem Bewerbungskonzept:

„Wir Athletensprecher von Special Olympics Deutschland wünschen uns die Weltspiele in Deutschland!

Wir möchten Menschen aus aller Welt bei uns in Berlin begrüßen.

Wir möchten der Welt gemeinsam mit den Athletinnen und Athleten aus 170 Ländern zeigen, dass wir Special Olympics aktiv mitgestalten und unsere Interessen selbst vertreten.

Wir wollen mit dem Geist des Sports zeigen, wie wertvoll Inklusion für alle sein kann, wieviel Spaß und Freude im Miteinander möglich ist. Special Olympics Unifed Sports zeigt uns das jeden Tag. Aber noch zu wenige Menschen erleben und wissen das!

Wir wünschen uns, dass mit den Special Olympics Weltspielen 2023 in Deutschland Menschen mit geistiger Behinderung mehr Anerkennung bekommen.

Wir wünschen uns, dass wir ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft sind.

Wir wünschen uns, dass wir in Sportvereinen selbstverständlich mittrainieren können.

Wir Athleten von Special Olympics wollen Unifed leben, im Sport und in der Gesellschaft. Mit Weltspielen in Berlin wollen wir ein großes faszinierendes Fest der Inklusion feiern. Deshalb laden wir die Athleten aus der ganzen Welt nach Berlin ein: Kommt zu uns! Kommt nach Deutschland! Lasst uns mit den Weltspielen 2023 die Welt verändern!“

Unsere Aufgabe als gewählte Volksvertreter ist, solche Wünsche ernst zu nehmen. DIE LINKE und ich persönlich werden gern dafür arbeiten, dass möglichst viele dieser Wünsche in Erfüllung gehen.