Reisebericht: Mit Rosa Luxemburg auf der „Neuen Seidenstraße“

Entlang der geplanten „Neuen Seidenstraße“ gibt es schon einige Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung (rls): Brüssel, Berlin, Warschau, Moskau, Peking, Neu Delhi und Hanoi. Seit dem 15. Oktober gibt es auch einen Standort in Almaty, von dem aus die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft in Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan sowie Usbekistan und vielleicht künftig auch mit der Mongolei organisiert werden soll. Anlässlich der Büroeröffnung lud die neue Leiterin Marlies Linke zusammen mit der Deutsch-Kasachischen Universität nach Almaty zu einer internationalen wissenschaftlichen Konferenz „Initiative Neue Seidenstraße und Perspektiven der sozioökonomischen und gesellschaftspolitischen Entwicklung Zentralasiens“ ein, auf der auch André Hahn als Vertreter der Linksfraktion und stellv. Vorsitzender der deutsch-zentralasiatischen Parlamentariergruppe einen Vortrag hielt.

Zum Programm der Reise vom 11. bis 15. Oktober 2019 gehörten viele weiterer Termine und Gespräche, und es gab Gelegenheit, einige Sehenswürdigkeiten in und rund um Almaty zu besichtigen.

Im neuen Büro der rls in der lernten wir das Team von Marlies Linke (Foto) kennen und sprachen über aktuelle Projekte und Möglichkeiten der weiteren Zusammenarbeit mit der Bundestagsfraktion.

Im Anschluss besuchten wir den Kasachischen Behindertenverband, welcher mit dem Allgemeinen Behindertenverband in Deutschland „Für Selbstbestimmung und Würde“ e.V. (ABiD) seit über 10 Jahren eng zusammenarbeitet. Mit dem Vorsitzenden, Ali Amanbayev, ist André Nowak, der als Büroleiter und ehrenamtlicher Vorstand des ABiD André Hahn auf der Reise begleitete, befreundet. André Hahn kennt Ali Amanbayev seit der internationalen Behindertenkonferenz des ABiD im März 2019 in Berlin. In dem Gespräch ging es um die Lage von Menschen mit Behinderungen in Kasachstan und den Stand der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Land. Ali Amanbayev betonte, dass der seit vielen Jahren kontinuierliche Erfahrungsaustausch zwischen uns sichtbare Früchte trägt und bedankt sich im Namen seines Verbandes für die Unterstützung durch die Linksfraktion und die Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Im Gespräch mit der Leitung des Nationalparks Medeu informierten wir uns über die Aktivitäten der Stadt, den Schutz der Natur mit den Möglichkeiten für den Tourismus und die Naherholung der Bevölkerung im Nationalpark zu verbinden. Natürlich waren auch Fragen des Klimaschutzes und der Klimaveränderungen ein Thema. Wie gut Naturschutz und Tourismus miteinander verbunden werden, sahen wir dann am Samstag bei einem Ausflug in das Schumbulak-Skigebiet, bei dem wir mit der Seilbahn bis auf eine Höhe von 3.200 Metern fuhren und später auf einer Höhe von 1609 Metern das legendäre Eisstadion besichtigen.

Am ersten Abend lud das deutsche Generalkonsulat zum Abendessen in ein Restaurant auf den „Köktöbe“ (grüner Hügel) mit einer Aussicht auf die Stadt aus 1000 Metern Höhe ein. Dabei gab es informative Gespräche mit dem Präsidenten der Deutsch-Kasachischen Universität, Prof. László Ungvári sowie Vertretern vom Goethe-Institut Kasachstan, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA). Am Samstagabend nahmen wir an der Feier des Goethe-Instituts zu ihrem 25. Jubiläum in Kasachstan teil.

Bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein ging es am Sonntag zusammen mit Vertretern des deutschen Generalkonsulats auf der Route der ehemaligen Seidenstraße rund 200 Kilometer östlich von Almaty zum Scharyn-Canyon. Der Scharyn hat ein 154 Kilometer langes und bis zu 350 Meter tiefes Tal in den roten Sandstein gewaschen und bietet nun beim Wandern durch das Tal Blicke auf märchenhafte Sandsteingebilde.

Am Montag gingen wir zuerst in den Park der 28 Panfilov-Gardesoldaten. Das Garderegiment von General Iwan Panfilov vernichtete in der Schlacht an der Wolokolamsker Chaussee 50 deutsche Panzer und leistete damit seinen Beitrag, um die Wehrmacht vor Moskau zu stoppen. 28 Panfilov-Gardesoldaten fielen in diesem Kampf. Ihnen und den vielen weiteren kasachischen Rotarmisten zu Ehren legten wir an der ewigen Flamme einen Strauß roter Nelken nieder. Unmittelbar neben der Gedenkstätte besichtigten wir die sehenswerte Heilige Himmelsfahrtkathedrale.

Nach einem Treffen mit der inzwischen ebenfalls in Almaty eingetroffenen rls-Delegation unter Leitung der Vorstandsvorsitzenden Dr. Dagmar Enkelmann und dem Vorstandsmitglied Dr. Barbara Höll (beide waren für die PDS bzw. DIE LINKE viele Jahre im Bundestag), dem rls-Team von Marlies Linke und dem Generalkonsulat folgte ein Gespräch mit dem Leiter der Vertretung des kasachischen Außenministeriums in Almaty, Erlan Iskakov. Dabei wie auch beim anschließenden Gespräch mit dem Akim (Oberbürgermeister) von Almaty, Bakhytzhan Sagintayev, ging es um die sehr vielfältige und intensive deutsch-kasachische Zusammenarbeit sowie den bevorstehenden Besuch des neuen Präsidenten Kasachstans in Deutschland. Beide Gesprächspartner gratulierten zur Eröffnung des Büros der Luxemburg-Stiftung und sicherten ihre Unterstützung für deren Arbeit zu.

Am letzten Tag gab es dann die internationale Konferenz (die Stiftung plant eine Broschüre mit den zahlreichen interessanten Vorträgen), ein Interview mit der Deutschen Allgemeinen Zeitung sowie den Empfang der Stiftung anlässlich der Eröffnung ihrer Repräsentanz in Zentralasien.


André Hahn & André Nowak