Rede zur Eröffnung der Ausstellung Coventry, Warschau, Dresden …

Rede zur Eröffnung der Ausstellung Coventry, Warschau, Dresden …

 9.2.2010

 

(Anrede)
Jeder Krieg fordert Opfer. Jeder Krieg trifft immer auch unschuldige Menschen, die nicht als Soldaten im Einsatz sind. Kein Krieg löst irgendein politisches Problem, nicht in Europa, nicht im Nahen oder Fernen Osten und auch nicht in Afghanistan.

Überall auf dieser Welt gedenken die Hinterbliebenen und Nachgeboren der Toten, die im Zuge von Kriegen und bewaffneten Auseinandersetzungen ums Leben gekommen sind. Das ist gut, das ist wichtig, und das ist unbestritten auch notwendig. Wir müssen Erinnerung wach halten und vor allem auch die richtigen Lehren aus der Geschichte ziehen.

Eine der wichtigsten Lehren aus dem 2. Weltkrieg wurde schon Ende der 40er Jahre wie folgt formuliert: „Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!“ Dieser Maxime fühlt sich DIE LINKE bis heute verpflichtet und weiß sich in dieser Frage mit vielen Menschen in unserem Land, aber auch in unseren Nachbarstaaten einig.

Am 13. Februar dieses Jahres gedenken insbesondere die Dresdnerinnen und Dresdner der Opfer der Bombardierung ihrer Stadt im Winter 1945, also vor nunmehr 65 Jahren, durch amerikanische und britische Luftstreitkräfte. Diese Angriffe auf eine mit Flüchtlingen überfüllte Stadt waren nicht kriegsentscheidend für die Niederschlagung des Hitler-Regimes in Deutschland, sie brachten aber großes Leid über die Zivilbevölkerung, kosteten zehntausende Menschenleben und zerstörten auch eine europäische Kulturmetropole.
All das wird niemand ernsthaft bestreiten, und dennoch ist es weniger als die halbe Wahrheit.
Die Bombardierung Dresdens war letztlich die Folge eines verbrecherischen und menschenverachtenden Weltkrieges, der von Nazi-Deutschland ausgegangen ist, das seine Nachbarstaaten überfiel, besetzte und dort unsägliche Gräueltaten anrichtete, gerade auch in Russland und in Polen. Dass die Angegriffenen sich verteidigten und dann eine Allianz gegen Hitler-Deutschland auch unter Beteiligung der Amerikaner entstand, das war mehr als gerechtfertigt und es war vor allem notwendig, um Europa vom Faschismus zu befreien.
In diesem Zusammenhang muss auch daran erinnert werden, dass die ersten großflächigen Bombardierungen von Städten durch deutsche Bomben erfolgten. Ich erinnere hier nur an Coventry.

Dazu wird mein Kollege Prof. Besier, auf dessen Initiative die heute Veranstaltung ganz maßgeblich zurückgeht, im Anschluss dann noch sprechen. Die Nazis haben ganze Länder in Schutt und Asche gelegt.

Der Krieg mit all seinen schlimmen Begleiterscheinungen und Folgen ist schließlich nach Deutschland und auch nach Dresden zurückgekehrt. Wir dürfen und werden nicht zulassen, dass Ursache und Wirkung verkehrt werden.
Genau das aber versuchen die Nazis, die am kommenden Sonnabend wieder durch Dresden marschieren wollen, nachdem sie der Stadt schon im letzten Jahr den europaweit größten Aufmarsch von Faschisten nach dem Ende des 2. Weltkrieges aufgenötigt hatten. Die NPD, deren Organisationsstrukturen und andere Rechtsextremisten wollen das Gedenken an die Opfer der Bombennacht von 1945 für ihre Zwecke missbrauchen.
Dagegen ist ein eigenes, angemessenes Gedenken ebenso notwendig wie auch deutlicher Protest und gewaltfreier Widerstand.
Nicht zuletzt deshalb führt die Landtagsfraktion der LINKEN auch in diesem Jahr eine Gedenkveranstaltung durch – diesmal hier im Parlamentsgebäude – und wir werden uns am Wochenende natürlich auch gemeinsam mit Abgeordneten aus dem Deutschen Bundestag, aus Hessen sowie aus Thüringen an der Menschenkette, an Demonstrationen, Kundgebungen und friedlichen Protestaktionen in der sächsischen Landeshauptstadt beteiligen.

Meine Damen und Herren, sehr verehrte Anwesende,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich hier auf der Fraktionsebene des Sächsischen Landtages zu unserer Veranstaltung.

Nach dem bereits erwähnten Beitrag von Prof. Besier wird sich ein Vortrag von Prof. Dr. Krol von der Polnischen Akademie der Wissenschaften zum Schicksal Warschaus im 2. Weltkrieg anschließen wird. Er ist zudem Leiter des Politologischen Lehrstuhls der Hochschule „Collegium Civitas“. Herr Prof. Krol, seien auch sie ganz herzlich willkommen. Es ist schön, dass auch Ihre Frau, Danuta Jackiewicz, Fotohistorikerin und Kuratorin der Fotosammlungen im Nationalmuseum Warschau, zu uns nach Dresden gekommen ist.

Weiterhin begrüße ich als Gäste unserer heutigen Veranstaltung u.a. die
Vizedirektorin des Hauses der Begegnungen mit der Geschichte in Warschau, Frau Katarzyna Jolanta Górska sowie den Direktor des Museums Europäischer Kulturen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Herrn Prof. Dr. Konrad Vanja.
Stellvertretend für alle Abgeordneten, die hier anwesend sind, begrüße ich den Vizepräsidenten des Sächsischen Landtages, unseren Kollegen Horst Wehner.
Meine Damen und Herren,
Sie haben sicher Verständnis dafür, dass ich hier nicht alle Persönlichkeiten namentlich nennen kann, aber seien sie versichert, dass ich mich über jeden freue, der heute hierher gekommen ist.
Ganz besonders freue ich mich, dass es gelungen ist, dass im Anschluss an die Gedenkveranstaltung meiner Fraktion hier im Landtagsgebäude in gemeinsamer Verantwortung des Lehrstuhls für Europastudien an der Technischen Universität Dresden und des Sigmund-Neumann-Instituts für Freiheits- und Demokratieforschung zwei Ausstellungen gezeigt werden können.

Diese Ausstellungen, die mit beeindruckenden Bildern die Schrecken im besetzten und schließlich weitgehend zerstörten Warschau dokumentieren, werden für die kommenden zwei Wochen allen Interessierten in- und vor allem auch außerhalb des Parlaments öffentlich zugänglich sein und belegen, welches Leid deutsche Soldaten auch in unserem Nachbarland angerichtet haben.
Man kann und darf Leid nicht gegeneinander aufrechnen, Trauer über die Toten ist in Warschau genauso tief wie in Dresden, und dennoch muss ein angemessenes Gedenken immer auch berücksichtigen, wer für den Krieg verantwortlich war.
Ich wünsche diesen Ausstellungen möglichst viele aufgeschlossene Besucher und wünsche zunächst jedoch allen Anwesenden in jenem Teil der heutigen Veranstaltung, der von der Fraktion gestaltet wird, interessante Eindrücke und im Anschluss dann auch gute Gespräche.
Herzlichen Dank!

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