Magdeburger Erklärung der sportpolitischen SprecherInnen der LINKEN im Bundestag und in den Landtagen

Am 7. November 2016 trafen sich die sportpolitischen Sprecherinnen und Sprecher der LINKEN im Bundestag und in den Landtagen in Magdeburg. Ein Schwerpunkt war das gemeinsame Konzept von Bundesinnenministeriums (BMI) und Deutschem Olympischen Sportbund (DOSB) zur „Neustrukturierung des Leistungssports und der Spitzensportförderung“.

Zum derzeit vorliegenden Eckpunktepapier erklären Dr. André Hahn, sportpolitischer Sprecher der LINKEN im Bundestag, und die anwesenden Sportpolitiker*innen aus den Landtagsfraktionen der LINKEN:

„Eine breite Debatte zur Zukunft des Sports und zur Reform der Spitzensportförderung in Deutschland ist überfällig. Wir begrüßen das Ansinnen des organisierten Sports, gemeinsam mit Bund und Ländern ein entsprechendes Konzept zu entwickeln. Aus Sicht der LINKEN ist das derzeit vorliegende Ergebnis der zweijährigen Diskussion allerdings in mehrfacher Hinsicht unzureichend.

  1. Nicht akzeptabel ist zuerst das intransparente Verfahren. Gremium und Arbeitsgruppen aus DOSB, BMI und Sportministerkonferenz (SMK) tagten hinter verschlossenen Türen. Wichtige Akteure wie die Sportpolitiker*innen des Bundestages und der Landtage oder der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband (adh) waren nicht beteiligt und werden jetzt vor vollendete Tatsachen gestellt.
    Der DOSB plant, das Konzept auf seiner Mitgliederversammlung am 3. Dezember 2016 zu beschließen. Das weitere parlamentarische Verfahren ist noch unklar – Minister de Maizière kündigte bei der Vorstellung des Papiers am 28. September 2016 im Sportausschuss lediglich an, dass das Kabinett das Konzept beschließen wird und der Beschluss anschließend dem Bundestag zur Beratung vorgelegt werden soll. Völlig offen ist, wie und wann die Länder (im Bundesrat?) das Konzept beraten werden.
  1. Nicht akzeptabel ist insbesondere die ausschließliche Fixierung auf Podiumsplätze bei Olympischen Spielen, Paralympics und Deaflympics. Medaillen dürfen nicht das einzige Kriterium einer künftigen Förderung des Spitzensports sein. Vielmehr ist das Verhältnis des Spitzen- und Leistungssports zum Schul- und Breitensport zu klären. Wir brauchen dringend eine öffentliche Diskussion über den Stellenwert des Sports in der Gesellschaft.
  1. Nicht akzeptabel sind weiterhin die wenig substantiellen Vorschläge zur Nachwuchsentwicklung und zur „Dualen Karriere“. Letztere darf nicht nur bei Bundeswehr, Polizei und Zoll, sondern muss auch in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes und in der Privatwirtschaft möglich sein. Zweifelhaft scheinen auch die Wirksamkeit der computergestützten Potenzialanalyse und der Sinn der geplanten neuen Kaderstrukturen.
  1. Nicht akzeptabel ist die aktuelle Situation der Trainerinnen und Trainer. Der organisierte Sport braucht gut ausgebildetes Personal und in angemessener Zahl Trainerinnen und Trainer mit langfristigen Tarifverträgen, die in der Eingruppierung mindestens denen von Lehrerinnen und Lehrern an öffentlichen Schulen anzugleichen sind.
  2. Nicht akzeptabel sind schließlich auch die Vorschläge zur künftigen Förderung des Spitzensports von Menschen mit Behinderungen. Wenn überhaupt, kommen die Paralympics und Deaflympics in diesem Konzept nur am Rande vor. Notwendig ist aber eine gleichwertige Förderung für Sportlerinnen und Sportlern, für Trainerinnen und Trainern und dem sonstigen Personal in diesem Bereich. Der Behindertensport darf nicht länger schlechter gestellt werden, im Gegenteil: Behindertenbedingte Nachteile und Mehraufwendungen müssen künftig ausgeglichen werden.“