Landtag und Staatsregierung sollten sich an Erich Zeigner ein Beispiel nehmen – wichtige Impulse für Sachsen von heute

Anlässlich des 125. Geburtstages des ehemaligen sächsischen Ministerpräsidenten und späteren Leipziger Oberbürgermeisters Erich Zeigner (1886-1949) fand im Fraktionssaal der LINKEN im Landtag eine vom Leipziger Abgeordneten Dr. Volker Külow moderierte Gedenkveranstaltung statt, auf der auch eine Broschüre mit vielen Dokumenten zum Leben dieses sozialdemokratischen sächsischen Spitzenpolitikers vorgestellt wurde.

Unter den 70 Teilnehmern der Veranstaltung befand sich auch der Sohn eines der wichtigsten politischen Weggefährten Zeigners, Max Seydewitz, Frido Seydewitz (92). Die Laudatio auf Zeigner hielt der Leipziger Historiker Dr.Manfred Hötzel, der kurzfristig für den verstorbenen Zeigner-Experten Prof. Werner Bramke diese Aufgabe übernommen hatte. Der frühere Fraktionsvorsitzende Prof. Peter Porsch würdigte Bramkes Forschung und Wirken als Hochschulpolitiker. Frank Kimmerle stellte den Verein Erich-Zeigner-Haus e.V. vor.

Der Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag, Dr. André Hahn, der die Gäste begrüßte, sagt anlässlich der Ehrung Zeigners:

Unabhängig von der politischen Sicht des Beobachters ist Zeigner eine wichtige politische Figur in der deutschen und insbesondere der sächsischen Geschichte des vergangenen Jahrhunderts. Deshalb ist es einigermaßen verwunderlich, dass es weder der Sächsische Landtag noch die Staatsregierung für nötig halten, an das heutige Jubiläum von Erich Zeigner zu erinnern.

Das politische Vermächtnis der Regierungserklärung dieses ungewöhnlichen Ministerpräsidenten am 10. April 1923, „die Entwicklung von der Privatwirtschaft zur Gemeinwirtschaft vorwärts zu treiben“, wobei „jede Bürokratisierung der Wirtschaft unbedingt vermieden werden soll“, ist gerade angesichts der gegenwärtigen Verwerfungen durch den Turbokapitalismus – von Finanzmarkt- bis Euro-Krise – hochaktuell. Es ist gut und lobenswert, dass Leipzigs Oberbürgbürgermeister Burkhard Jung heute Abend Zeigner offiziell im Namen der Stadt ehren wird. Doch auch die Landespolitik verdankt Zeigner, der vor der Übernahme der Verantwortung als Regierungschef Justizminister war, Impulse von historischer Bedeutung: eine fortschrittliche Gemeindeordnung, Demokratisierung der Verwaltung und Humanisierung des Strafvollzugs.

Als freiheitlicher Sozialist, wie ihn Dr. Hötzel genannt hat, gehört Zeigner zum kostbaren Schatz der Linken, im parteiübergreifenden Sinn. Seine Bereitschaft als SPD-Ministerpräsident zu einer Landesregierung mit KPD-Ministern ist beispielgebend für die Fähigkeit, eingefahrene Gleise zu verlassen. Damals setzte der Einmarsch der Reichswehr dem Aufbruch ein Ende; heute stören bisweilen noch parteipolitische Vorbehalte, die es im Geiste Zeigners zu überwinden gilt.